Entscheidungen gehören dorthin, wo die Verantwortung liegt. Gebt Kompetenz Vorfahrt vor Hierarchie!
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Entscheider sind offensichtlich sehr wichtige Menschen. Jeder Vertriebler möchte an sie herankommen, denn sie vergeben Aufträge. Und der Chief Executive Officer, der oberste Entscheider, ist der wichtigste Mann – ja, es ist tatsächlich meist ein Mann – im Unternehmen. Entscheiden bedeutet Macht über Karrieren, über Menschen, über das Geldausgeben und das bedeutet Status.
Dabei ist Entscheiden gar nicht so exklusiv. Jeder Mensch trifft täglich ca. 20.000 Entscheidungen. Und in Unternehmen setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass es in einer Welt von zunehmender Komplexität nicht klug ist, die wichtigen Entscheidungen „denen da oben“ zu überlassen. Ist es nicht schlauer, die Entscheidung immer dort zu treffen, wo die Verantwortung liegt? Und die Verantwortung dorthin zu geben, wo die Kompetenz ist? Damit meine ich die Kompetenz für Kundennutzengenerierung, für Wertschöpfungsprozesse und für interne Prozesse.
Am 23. März veranstalten wir zu dem Thema der klugen Entscheidungsfindung ein Webinar aus der Reihe zum Ausbruch aus der Komplexitätsfalle. Mein Gast ist Dr. Jörg Beier, Mitglied der Geschäftsleitung der DATEV eG, einem Softwarehaus und IT-Dienstleister mit über 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dr. Jörg Beier verantwortet dort die Themen Organisation, Prozesse und Standards. Vor 18 Monaten hat sich die DATEV eG auf den Weg gemacht, eine moderne Organisation zu gestalten und hat dabei bereits auch im Bereich der Entscheidungsfindung sehr viel erprobt und erneuert. Ein Grundsatz der DATEV ist dabei, die Entscheidung am tiefst möglichen Punkt zu treffen. Weitere Grundsätze wird Herr Dr. Beier in dem Webinar vermitteln.
Meine Grundsätze, die ich bei noventum lebe, sind:
- Nochmal: Entscheidungen werden dort getroffen, wo die Verantwortung liegt!
- Wenn Entscheidungen 2 -3 Verantwortungsbereiche betreffen, werden die Entscheidungen bilateral bzw. trilateral im Konsens (=einstimmig) getroffen,
- Entscheidungen von übergeordneter Bedeutung werden vom Verantwortlichen in ein Konsentverfahren (=Vetoprinzip) eingebracht.
- Generelle und vereinbarte Spielregeln sind einzuhalten
- Immer viel Transparenz über wichtige Entscheidungen schaffen! Das fördert
- Der bzw. die CEO gestaltet moderierend das „System“ und stellt sicher, dass die Verantwortlichen richtig ausgewählt sind. Im Falle eines „dead lock“ muss er bzw. sie diesen auflösen.
Und natürlich darf und muss auch der bzw. die CEO entscheiden, jedoch geschieht dies nicht überall, sondern in den Verantwortungsbereichen, die dem CEO zugeordnet sind. Das kann z.B. die Entwicklung der Unternehmensstrategie oder die Besetzung von Führungsrollen sein. Aber er bzw. sie ist nicht für ALLES verantwortlich, sondern dafür, dass das GANZE System funktioniert, siehe hierzu meinen Blogartikel vom 8. Februar 2021.
Wie konkret die Entscheidungen getroffen werden, die signifikante Auswirkungen über den eigenen Verantwortungsbereich hinaus haben, dazu habe ich in den Büchern von Barbara Strauch zu Soziokratie, von Brian J. Robertson zu Holacracy und von Bernd Oestereich zum kollegial geführten Unternehmen wertvolle Impulse bekommen. Die dort beschriebenen Prozesse und Strukturen sind in sich schlüssig, plausibel und entsprechen meinem Menschenbild von Führung auf Augenhöhe. Aber sie sind auch in der Anwendung recht kompliziert und erfordern ein volles „commitment“ zu allen dort definierten Spielregeln. Ich habe mich entschieden, nicht das ganze System von Soziokratie, Holacracy oder dem kollegial geführten Unternehmen zu nutzen, sondern einige wertvolle Teilprozesse und Strukturen in mein Unternehmen noventum zu übernehmen. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Einige Beispiele, z.B. das Konsentverfahren werde ich im Webinar am 23. März live mit den Teilnehmern praktizieren.
Ich würde mich freuen, viele von Euch am 23. März im Webinar zu treffen. Anmelden könnt Ihr Euch hier Anmeldung Webinar zu Entscheidungsprozessen und Gremien. Das Webinar wird musikalisch gerahmt von der Singer-Songwriterin Hanna Meyerholz.
Uwe Rotermund
Chief Empowerment Officer