Entscheiden heißt Verzichten
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Die Lebensweisheit „Entscheiden heißt Verzichten“ hat mir eine weise Frau vor vielen Jahren mit auf den Weg gegeben. Bei vielen Entscheidungen muss man sich schmerzlich von den anderen Optionen verabschieden und diese loslassen. Und das fällt uns Menschen naturgemäß schwer.
Ich habe einige Biografien von bekannten Unternehmern gelesen bzw. gehört, z.B. von Sir Richard Branson, Elon Musk, Steve Jobs, Frank Thelen, Titus Dittmann, Daniel Goeudevert oder Matsushita. Bei allen ist besonders ausgeprägt Visionskraft, Durchhaltevermögen, Durchsetzungsstärke, Begeisterungsfähigkeit und besonders Entscheidungsfreude. Ja, diese Personen konnten mit Freude loslassen, um damit schnell einen lohnenswert scheinenden Weg zu beschreiten. Nicht immer war dieser von Erfolg gekrönt, dann musste eben noch einmal neu entschieden werden, wieder etwas anderes auszuprobieren. Entscheidungsfreude könnte also ein wichtiges Erfolgsmerkmal sein. Das vermittelte mir vor einiger Zeit auch Deutschlands populärster Fußballschiedsrichter Dr. Markus Merk. In seiner Profession geht es primär darum, schnell und souverän zu entscheiden. Eine 100% Quote von richtigen Entscheidungen war dabei nicht zu erreichen. Das erzürnt die einen und erfreut die anderen, je nachdem wessen Fan man ist. Und zu viele schnelle, aber falsche Entscheidungen sind auch nicht gesund, weder auf dem Rasen noch auch im Business.
Kommen wir also zurück auf das Spielfeld der Unternehmensführung. Welche Entscheidungen sollten die Entscheider mit einem großen und missionskritischen Verantwortungsbereich, also insbesondere die Chief Executive Officers, treffen? Sie sollten primär entscheiden, was nicht getan werden sollte.
Einige von den Top Entscheidern haben schon erkannt, dass es nicht klug ist, zu entscheiden, welche Anweisungen sie geben, sondern den Fokus darauf zu richten, was getan werden muss und was jetzt nicht dran ist. Sie verhalten sich im agilen Sinne als Product Owner, der nicht bestimmt, wer etwas wann tut. Stattdessen ist er bzw. sie verantwortlich für die Priorisierung und Verdeutlichung der anstehenden Aufgaben, d.h. des Backlogs. Er bzw. sie muss dem Team, welches dann die Aufgaben selbstorganisiert und intrinsisch motiviert zieht, Orientierung durch Fokus verschaffen. Ich kenne einige Unternehmenslenker, die es als ihre wichtigste Aufgabe empfinden, Ihrem Team zu verdeutlichen, was nicht getan werden darf. Für die anderen hochpriorisierten Dinge erzeugen sie auf emotionale Weise das Gefühl von Dringlichkeit und Wichtigkeit.
Insofern fällt den Hierarchen von einst doch noch eine ganz wichtige Aufgabe zu, und zwar die des Entscheiders für die NICHT-ZU-MACHEN-AUFGABEN. Das ist in einer komplexen Welt, in der gar nicht alle wichtigen Aufgaben bewältigt werden können, meist viel wirkungsvoller als eine viel zu große Aufgabenliste, die in die Organisation hineingedrückt wird. Somit wird der wichtigste Entscheider zum strategischen Verzichter. Aus dem Chief Executive Officer wird ein Chief Waiver Officer.
Weitere Impulse zu Verantwortung und Entscheidung bekommt Ihr in dem Webinar am 23. März und in meinem Buch zum Ausbruch aus der Komplexitätsfalle. Anmelden zum Webinar könnt Ihr Euch hier: Anmeldung Webinar zu Entscheidungsprozessen und Gremien. Das Webinar wird musikalisch gerahmt von der Singer-Songwriterin Hanna Meyerholz.
Uwe Rotermund
Chief Empowerment Officer