Digitalisieren mit Hirn? – Lohnt sich das?

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Meine letzten knapp 10 Laufstunden habe ich mit einem Hörbuch von Henrik Kehren und Sebastian Purps-Pardigol verbracht. Der Titel „Digitalisieren mit Hirn - Wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter für den Wandel gewinnen“ hatte mich neugierig gemacht, da ich mich mit diesem Thema seit Jahren aus vielen Perspektiven beschäftige. Das Buch ist eine Mischung aus Change Management, agiler Führung, Hirnforschung und Verhaltensökonomie sowie eine Sammlung von vielen „best practices“ deutscher Mittelständler. Die beiden Autoren sind erfahrene Unternehmer und Experten in Sachen Digitalisierung. Sie haben für ihr Buch 150 Interviews mit Vertretern aus 30 Firmen geführt und danach 12 Musterbeispiele herausgestellt. Zwei der im Buch ausführlich portraitierten Interviewpartner kenne ich persönlich und weiß, dass sie den festen Glauben haben, dass die digitale Transformation nur auf Basis einer kulturellen Transformation in Richtung Agilität und Vertrauens- und Leistungskultur gelingen kann. Damit treffen die beiden, es handelt sich dabei um Prof. Gunther Olesch von Phoenix Contact und Philipp Vospeter von Claas Landmaschinen, genau meine Überzeugung.

Erfrischend und authentisch an dem Buch „Digitalisieren mit Hirn - Wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter für den Wandel gewinnen“ ist, dass hier nicht die abgedroschenen Beispiele, die oft falsch zitiert werden, aus dem amerikanischen Silicon Valley, sondern deutsche Mittelständler, die die Autoren selbst interviewt haben, vorgestellt werden. Die Autoren sprachen mit Unternehmensführern, Mitarbeitern auf allen Ebenen und aus diversen Funktionen und auch mit den Betriebsräten. Ein wahrlich umfangreiches Bild zum Stand der Digitalisierung in deutschen Unternehmen. Und ein Bild, dass mich durchaus optimistisch stimmt. Der Untertitel „Wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter für den Wandel gewinnen“ stellt das eigentliche Ziel des Buches dar. Es geht allerdings weniger um die Digitalisierung von Prozessen in Unternehmen - wie der Titel vielleicht suggerieren könnte -, sondern um den kulturellen Wandel der Organisation. Um Augenhöhe, Kooperation, Transparenz, Partizipation, Agilität, Vertrauen und viele weitere Aspekten einer neuen Organisationskultur. Die Fülle an konkreten Geschichten bestärkt, dass der Wandel möglich ist.

Als Impulsgeber und Mutmacher halte ich das Buch für sehr hilfreich. Jedoch fand ich die Beimischung der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Hirnforschung, Psychologie und Verhaltensökonomie nicht immer passend. Auch waren mir die Rückschlüsse aus den Fallbeispielen und den wissenschaftlichen Erkenntnissen oft gefährlich vereinfachend. Ein Handbuch mit übertragbaren Rezepten ist das Buch damit aus meiner Sicht nicht. Dennoch stehe ich jetzt mit einem guten Maß an Erkenntnisgewinn und mit Ideen zur Fortführung einiger Gedanken da. Dafür danke ich den Autoren.

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