Diagnose der Unternehmenskultur – Erste Erfahrungen mit dem Online Selbsttest
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Blog, People & Culture
Eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen basiert und Leistung hervorbringt, wünscht sich sicher fast jeder Unternehmenslenker. Zumindest wird mir das in vielen Gesprächen von Geschäftsführern, Personalleitern, Führungskräften und allen, die sich mit Organisationsentwicklung beschäftigen, deutlich gemacht. Insbesondere setzt sich die Erkenntnis durch, dass die digitale Transformation mit einer kulturellen Transformation einhergehen muss, d.h. eine Transformation hin zu hoher Agilität auf Basis einer ausgeprägten Vertrauens- und Leistungskultur. So weit, so klar. Unternehmenskultur gezielt zu gestalten gestaltet sich jedoch etwa so einfach wie „Pudding an die Wand zu nageln“. Bei der Gestaltung von Kultur in Richtung Vertrauen und Leistung (durch intrinsische Motivation des Einzelnen und hohe Kooperation im Team) sind nach meiner Einschätzung drei Kernelemente entscheidend, und zwar
- Haltung
- Kulturgestaltende Werkzeuge
- Feedback und Lernen
Genau in dieser Reihenfolge gilt es, eine kulturelle Transformation in Gang zu bringen. Ohne die entsprechende Haltung, d.h. den Glauben daran, dass Vertrauen, Transparenz, Partizipation, Selbstorganisation, Agilität, Sinnorientierung dauerhaft erfolgreicher ist als das klassische „command and control“ Management kann eine kulturelle Transformation nicht gelingen. Und hier gilt ausnahmsweise das Top-Down-Prinzip, denn diese Haltung muss von „oben“ nach „unten“ durchdekliniert werden. Mit anderen Worten, der oberste Befehlshaber alter Schule muss sich selbst entmachten und seinen Kontrollverlust selbst initiieren. Wahrscheinlicher ist hingegen, dass er durch eine moderne Führungskraft ersetzt wird, für die die neuen Führungsprinzipien selbstverständlich zukunftsorientierter sind und die den Kontrollverlust nicht als Problem sieht, sondern die Chancen der Dezentralität erkennt.
In diesem Blogartikel möchte ich den Fokus auf das zweite Kernelement legen, auf die kulturgestaltenden Werkzeuge, die Ihre Wirkung jedoch nur bei entsprechender Haltung der einflussreichsten Führungskräfte entfalten können. Der feste Glaube an die Kraft von einer Unternehmenskultur, die auf Vertrauen basiert, ist notwendig, jedoch nicht hinreichend für eine erfolgreiche kulturelle Transformation. Ohne entsprechendes „Handwerkszeug“ ist die Kultur nicht stabil und kraftvoll. Genau da setzt der von uns entwickelte Unternehmenskulturcheck an, der sich anlehnt an dem Great Place to Work ® Kulturaudit. Die Idee dabei ist, dass Unternehmen in 11 kulturgestaltenden Themenbereichen wirkungsvolle Praktiken etabliert haben sollten und dass sie diese einem Audit unterziehen. Nachdem wir schon seit einiger Zeit die
HR-Strategiemap mit den 11 Themenbereichen veröffentlicht hatten, haben wir in den letzten Monaten daran gearbeitet, die Überschriften mit Beschreibungen im Sinne von „good practices“ mit Leben zu füllen. Damit sollten Unternehmen, das schon an die Stärken eine Vertrauens- und Leistungskultur glauben, konkrete Hinweise zur Ausgestaltung der unterstützenden Werkzeuge erhalten. Dieses Angebot wurde von vielen Unternehmen als Anregung genutzt und ich freue mich, dass das DIN A0 Plakat der HR-Strategiemap in vielen Büros von Geschäftsführern, Personalleitern und Organisationsentwicklern hängt.
Als nächsten Schritt haben wir dann einen kleinen Online-Selbstcheck der Unternehmenskultur auf Basis der HR-Strategiemap entwickelt und als kostenloses Angebot ins Netz gestellt. Die 95 Thesen in den 11 kulturrelevanten Themenbereichen können dabei von den Anwendern in puncto Relevanz für das betrachte Unternehmen und bezüglich der aktuellen Qualität eingeschätzt werden. Das Produkt aus Relevanz und Qualität zeigt dann den Handlungsbedarf, und das sowohl auf Ebene der 95 Thesen wie auch auf Ebene der 11 Themenbereiche. Vor wenigen Wochen haben wir dieses kleine Werkzeug einer Gruppe uns bekannter Unternehmen zum Pilotieren zur Verfügung gestellt, 41 Verantwortliche haben inzwischen mitgemacht und dabei nützliche Erkenntnisse für deren Unternehmenskultur und für die Optimierung unseres Online-Selbstchecks gewonnen.
Die statistische Auswertung der Mittelwerte der ersten 41 Teilnehmer zeigt, dass die Kernhandlungsfelder bei der Unternehmenskultur in den Themenbereichen
- Organisationsentwicklung
- Führungskräfteentwicklung
- Inspiration / Sinngebung
- Mitarbeiterentwicklung
liegen. Dabei sind offensichtlich die Unterthemen
- Kooperationsanreize (als Unterpunkt von Inspiration / Sinngebung)
- Konsequenz und Klarheit (als Unterpunkt von Führungskräfteentwicklung)
- Agile Organisationskompetenz (als Unterpunkt von Führungskräfteentwicklung)
- Umgang mit Feedback (als Unterpunkt von Führungskräfteentwicklung)
von besonderer Dringlichkeit, da dort die größte Lücke zwischen Relevanz und Qualität klafft.
Diese Auswertung zeigt natürlich nur Durchschnittswerte, die wenig aussagekräftig für die einzelnen Unternehmen sind. Spannender für einzelne Unternehmen ist die individuelle Auswertung. Dann fungiert der Online Selbstcheck sowohl als Checkliste, ob man an alles wichtige Kulturgestaltende gedacht hat wie auch als hilfreiches Priorisierungswerkzeug, um die richtigen Hebel zur systematischen Kulturtransformation zu identifizieren und auf dieser Basis dann entsprechende Veränderungen einzuleiten.
Der Unternehmenskulturcheck ist neben der anonymen Mitarbeiterbefragung und der Kooperationsmessung (siehe Blogartikel: Kooperation schlägt Wettbewerb) mein drittes wichtiges Werkzeug zur Diagnose von Unternehmenskultur. Auf dieser Basis lässt sich dann die kulturelle Transformation gezielt und wirkungsvoll umsetzen, und das am besten transparent und partizipativ. Selbstverständlich sind alle Gestaltungsmittel, die in den 95 Thesen buffetmäßig angeboten werden, keine Patentrezepte. In jedem Fall ist ein dauerhafter Feedback- und Lernprozess mit allen Stakeholdern – insbesondere mit den Mitarbeitern – zwingend, damit die kulturgestaltenden Instrumente ihre Wirkung entfalten, womit wir beim dritten Element der kulturellen Transformation sind.
Wer jetzt neugierig auf den Online Unternehmenskultur Selbstcheck geworden ist, ist herzlich eingeladen, diesen für sein Umfeld durchzuführen. Ihr erreicht ihn via https://www.noventum.de/de/unternehmenskulturcheck.html. Dieses Werkzeug befindet sich aktuell noch in der Pilotierungsphase, so dass ich mich für einige Handhabungsdefizite schon jetzt entschuldigen möchte. Ich gelobe Besserung in der nächsten Version. Bitte rechnet für die Durchführung je nach persönlicher Gründlichkeit und Entscheidungsfreude mit einem Zeitaufwand von 30 – 60 Minuten. Ich glaube, dass dies für Euch sehr lohnende Minuten sind.
Ich wünsche wertvolle Erkenntnisse und eine erfolgreiche Woche.