Bin ich als CEO für ALLES verantwortlich? Oder für das GANZE?

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Das Gesellschaftsrecht regelt das ganz klar. Der im Handelsregister eingetragene Geschäftsführer ist für nahezu alles verantwortlich und haftbar. Ist es aber hilfreich, deshalb auch nahezu alles persönlich zu planen und zu kontrollieren? Ist es nicht besser, im Innenverhältnis den Experten die Verantwortung zu übertragen und seinen Fokus darauf zu richten, dass die Experten vertrauenswürdig sind?

Ver-ant-wor-tung. Ein großes und wichtiges Wort.  Wikipedia sagt dazu „Verantwortung ist im Allgemeinen die Übernahme der Verpflichtung, für die möglichen Folgen einer Handlung oder einer getroffenen Entscheidung einzustehen und gegebenenfalls dafür Rechenschaft abzulegen oder Strafen zu akzeptieren.“ Um das Akzeptiren von Strafen kommt der Geschäftsführer sicher nicht herum, aber muss er damit auch für alle Handlungen und Entscheidungen einstehen und Rechenschaft ablegen? Ich glaube nicht.

Ich glaube aber, dass der Geschäftsführende eine Verantwortungsarchitektur gestalten muss, die eine dezentrale Verantwortung fördert. Dort, wo die Expertise ist, gehört die Verantwortung hin. Und echte Verantwortung kann nur dann entstehen, wenn die Verantwortlichen freiwillig die Verantwortung übernehmen und damit nicht auf Anweisungen reagieren, sondern Vereinbarungen auf Augenhöhe treffen. Nur dann kann der bzw. die Verantwortliche für die Handlungen und Entscheidungen einstehen.

Ist dies ein Appell für ein verantwortungsloses Handeln des Geschäftsführers bzw. CEOs? Ganz im Gegenteil! Seine bzw. ihre Verantwortung ist, Klarheit bzgl. der Verantwortungsbereiche zu schaffen und eindeutige Vereinbarungen mit den Verantwortlichen auf Augenhöhe zu treffen. Auch muss er bzw. sie dafür sorgen, dass die Verantwortlichen tatsächlich glaubwürdig Verantwortung übernehmen können.

Damit ist die Verantwortung des CEO bzw. Geschäftsführers nicht primär, alle wichtigen Entscheidungen zu treffen und dafür die Verantwortungen zu übernehmen, sondern ein ganzheitliches System zu schaffen und aufrechtzuerhalten, bei dem dort Entscheidungen getroffen werden und Verantwortungen übernommen wird, wo die Expertise zum Kundennutzen und zur Wertschöpfung liegt.

Meine Definition von CEO ist daher auch „Chief Empowerment Officer“ statt „Chief Executive Officer“, denn das Treffen von Entscheidungen ist aus meiner Sicht nicht die Hauptaufgabe. Es geht bei dieser Rolle viel mehr darum, ein System dezentraler Entscheidungskompetenz zu fördern und die geeigneten Menschen an den richtigen Stellen einzusetzen und zu befähigen.

Uwe Rotermund

Chief Empowerment Officer

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