Herausforderung Releasewechsel
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IT & Management Consulting, SAP Systeme, SAP Transformation
Internationaler Energiekonzern setzt mit dem Enhancement Package 7 für SAP ERP 6 seine SAP-Releasestrategie um
Seit der Einführung des SAP ERP 6.0 2006 wird die ERP-Anwendung im Rahmen ihrer aktuellen Releasestrategie funktional nur durch sogenannte Enhancement Packages (EHP) erweitert. Neben der üblichen Wartung durch Support Packages hat SAP mit den SAP Enhancement Packages ein Erweiterungskonzept geschaffen, das einerseits für Stabilität bei bestehenden Funktionen sorgt und andererseits einen vereinfachten und selektiven Zugang zu neuen Funktionen ermöglicht. Dabei ist durch den Einsatz der Switch-Framework-Technologie sichergestellt, dass es keine funktionalen Änderungen bei der Installation gibt. Es gibt viele Gründe, warum sich SAP-Kunden für einen Releasewechsel entscheiden, die zwei gängigsten sind:
- auslaufende Wartungsverträge, insbesondere bei Kunden mit SAP Release < ERP 6.0 und dadurch bedingt erhöhten Aufwänden bei den Wartungskosten
- funktionale Erweiterungen und Improvements, die mit den EHPs eingeführt werden
Die Berater von noventum consulting sind für einen internationalen Energiekonzern mit der Einführung eines Customer Templates bzw. Neuaufbau der aktuellen SAP-Systemlandschaft bereits seit >7 Jahren mit der SAP-Technologieberatung durchgehend beauftragt. In diesem Kontext und für den nachfolgend betrachteten Releasewechsel unterstützen 3 Berater Vollzeit an der konkreten Umsetzung (Konzeption, Teilprojektleitung, Realisierung und Dokumentation) seiner SAP-Releasestrategie.
Software Lifecycle Management für internationalen Energiekonzern
Das Change Board des Konzerns hatte die Vorgaben gemacht: Sämtliche SAP-Systeme sollten alle 2-3 Jahre gemäß den Anforderungen aus den Fachbereichen mit dem jeweils aktuellen Enhancement Package bzw. ERP-Release aktualisiert werden. Die Service Level Agreements für das konzernweite ERP-Projekt waren die Grundlage dieser Entscheidung.
Upgrades dieser Qualität sind notwendig, um
- allgemeine System Bugs zu beheben
- neue Funktionalitäten zu ermöglichen
- das SAP-System softwaretechnisch auf einem aktuellen Stand zu halten
- vollständig konform zu den Wartungsempfehlungen des Herstellers (SAP) zu sein.
Mit der Software wechselt oft die Hardware
So wie bei der Software sind die Hardware bzw. die den SAP-Systemen zugeordneten Hardwareressourcen einem definierten Wartungszyklus bzw. Hardware Lifecycle Management unterworfen. Im Allgemeinen benötigen neue SAP-
Releases neben höheren Storageanforderungen ebenfalls eine größere Dimensionierung bzw. ein Sizing der Applikationsserver. So liegt es nahe, derartige Implementierungsprojekte ebenfalls in Abstimmung mit den Hardware-Austauschzyklen zu koordinieren und im Kontext eines ganzheitlichen IT Lifecycle Managements zu behandeln.
Auch wenn SAP, wie bspw. in der SAP Note 1723135 – Ressourcenbedarf für SAP ERP Central Component 6.0 EHP6, eine vergleichsweise geringe Erhöhung der Hardwareressourcen (Prozessor, Speicher, Storage) ohne Aktivierung der Business Functions ~0-5 % schätzt, zeigen die Erfahrungen aus diversen EHP-Implementierungen, dass der Ressourcenbedarf durchschnittlich erheblich höher liegt. In der nachfolgend exemplarisch betrachteten EHP 7-Implementierung lagen die durchschnittlichen Dialog-Antwortzeiten bei gleichbleibender Hardwareausstattung ~20 % über denen vor dem Upgrade.
EHP 7-Implementierung
Im Zuge der Implementierung eines EHP-Upgrades unterscheidet man zwischen:
Technischem Upgrade
- der Fokus liegt auf dem rein technologischen Upgrade
- keine Änderung der Standardfunktionalitäten
- keine Änderung bei den Modifikationen
Funktionalem Upgrade
- Rückführung von kundenspezifischen Modifikationen zum SAP-Standard
- neue Funktionalitäten können via Switch Framework bei Bedarf aktiviert und im Zuge des technischen Upgrades eingeführt werden
Im Rahmen der Projektplanung müssen sowohl einige Grundabhängigkeiten als auch die gängige Zielkonkurrenz des magischen Dreiecks (Zeit, Kosten, Qualität > Projektmanagement) mit der Erwartungshaltung des Kunden bzw. Endanwenders definiert und abgestimmt werden. In diesem EHP 7-Projekt ergaben sich die folgenden Schwerpunkte:
Technisch
Bedingt durch die Interoperabilität des ECC- und HCM-Systems und z.B. deren Datenaustausch (via ALE bzw. RFC) resultierte für den produktiven technischen Upgradeprozess, dass dieser gleichzeitig bzw. am gleichen Wochenende erfolgen musste. Zudem ergaben sich natürlich auch Abhängigkeiten für das Fallback-Szenario (dazu im Folgenden mehr).
Da gewisse Funktionaltäten und Kompatibilitäten zu weiteren SAP-Systemen (Portal, BI, Solution Manager, Business Connector, usw.) sowie anderen externen Systemen (MS Biztalk, xFlow, usw.) geprüft werden mussten, vergrößerte sich der Testaufwand entsprechend. In diesem Zusammenhang wurde entschieden, auch das SAP-Portal von 7.0 auf SAP Netweaver 7.4 upzugraden.
Die ursprünglich 5 Systemlandschaften (Sandbox, Development, Quality, Pre-Production und Production) pro SAP-Lösung (ECC, HCM, Portal) wurden jeweils erweitert durch ein temporäres Entwicklungssystem (MxC siehe Abb .1), um während der ‚Freezing Period‘ sogenannte Notfalltransporte zu ermöglichen (s.u. „Laufende Entwicklung und Projekte“).
Ressourcen
Folgende Ressourcen, die an dem Projekt von der Konzeptionsphase über die Implementierung und die verschiedenen Testphasen beteiligt waren, mussten eingeplant und verteilt werden:
Projektmanagement, IT-Team, Key User, modulbezogene Fachteams (FI, PP&L, HCM), Berechtigungsteam, ABAP-Team, usw.
Laufende Entwicklung und Projekte
Laufende Entwicklungen mussten bis zum Upgrade des Entwicklungssystems abgeschlossen sein. Danach startete für 3 Monate eine sogenannte ‚Freezing Period‘ (auch „Frozen Zone“), in der keine neuen Entwicklungen oder Änderungen durchgeführt werden sollten. Eine Ausnahme bildeten Notfalltransporte, die zur Behebung von schwerwiegenden Fehlern im operativen Betrieb implementiert werden konnten. Neue Projekte oder Entwicklungen durften erst nach dem Go-Live des EHP 7-Releasewechsels gestartet werden.
Fallback-Scenario:
Es wurde ein Backup aller produktiven SAP-Systeme gemacht, die im Zuge des EHP 7-Releasewechsels aktualisiert wurden. Im Falle eines schwerwiegenden Fehlers oder bei Überschreitung der Zeitlimits hätten alle SAP-Systeme auf diesen gespeicherten Zustand zurückgesetzt werden müssen. Die Systeme (aktualisiert oder zurückgesetzt) sollten am darauffolgenden Montagmorgen für den Endanwender wieder zur Verfügung stehen.
Mögliche weitere Go-Live-Termine mussten in Koordination mit den nationalen Monatsabschlüssen bzw. Lohnabrechnungsperioden der Konzerntöchter abgestimmt werden. In diesem Falle waren weitere Termine erst am darauffolgenden Wochenende bzw. im darauffolgenden Monat wieder möglich.
Benefits
Neben dem Handlungsdruck durch beispielsweise auslaufende Wartungsverträge ergaben sich einige Vorteile durch die EHP 7-Implementierung. Zum einen ist nun die Wartbarkeit und Stabilität der jeweils eingesetzten SAP-Lösung bis mindestens 2025 gewährleistet. Zudem erhält man durch das Enhancement-Konzept der SAP Zugang zu den jeweils aktuellsten angebotenen Funktionalitäten bei geringeren Testaufwänden gegenüber einem klassischen Releasewechsel. Die vergleichsweise kurze technische Implementierungs- und Testdauer entlastete laufende Entwicklungsprojekte durch kürzere ‚Freezing-Perioden‘. Eine durchgehende Unterstützung von (Notfall-)Transporten für den operativen Betrieb konnte durch die Bereitstellung von temporären Entwicklungssystemen gewährleistet werden.
Das Projekt SAP EHP 7 Upgrade wurde mit einer Gesamtprojektlaufzeit von 5 Monaten im Sinne aller Beteiligten sowohl in time als auch in budget umgesetzt. Ebenso wurden alle relevanten SAP-Systemlandschaften (SAP Portal und SAP BI, bedingt durch die Abhängigkeiten der SAP PAM = Product Availability Matrix) aktualisiert und im Zusammenhang des konzernweiten Software Lifecycle Managements mit Unterstützung der SAP-Technologieberatung von noventum auf den jeweils aktuellsten Stand gebracht.