Eine Karte, viele Funktionen
PlusCard, die Kundenkarte der Stadtwerke Münster wurde in Zusammenarbeit mit noventum im Frühjahr 2013 mit einem Chip versehen und wurde damit elektronisch. Lesen Sie mehr dazu in diesem Artikel.
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IT & Management Consulting, IT Strategy
Seit 1998 ist sie am Markt und hat mittlerweile rund 60.000 Nutzer: Die PlusCard, Kundenkarte der Stadtwerke Münster. Seit dem Frühjahr 2013 rüstet das Unternehmen seine PlusCard mit einem Chip aus und macht die Karte damit elektronisch. Die neue, intelligente PlusCard ermöglicht es den Kunden, neue Angebote und Services zu nutzen, die echte Mehrwerte bieten. Als ersten elektronischen Services der PlusCard haben die Stadtwerke Münster das elektronische Busticket (eTicket) eingeführt. Es ist die Basis für verschiedene Verkehrsprodukte, die eine flexible Nutzung erlauben. Als erstes eTicket-Produkt bieten die Stadtwerke Münster seit März 2013 das 90MinutenTicket an. Es ermöglicht eine flexible Nutzung, da es je nach Anzahl der spontan in Anspruch genommenen Fahrten automatisch den besten Fahrpreis ermittelt und keine Grundgebühr kostet. Für den Herbst 2013 plant das Unternehmen ein weiteres flexibles Ticket. Dieses richtet sich an Abonnementen und berechnet die Kosten automatisch anhand der Uhrzeit, zu der es eingesetzt wird. Neben dem elektronischen Busticket sind für 2014 weitere Services wie das bargeldlose Parken in den Parkhäusern Münsters oder das bargeldlose Taxifahren mit der PlusCard geplant.
Die Berater der noventum consulting GmbH konnten das technisch sehr anspruchsvolle Projekt der PlusCard an einigen Stellen unterstützen. novum sprach mit Sebastian Birkhahn, Leiter des Gesamtprojektes PlusCard bei den Stadtwerken Münster.
novum: Seit März ist die Stadtwerke PlusCard mit neuer Funktion ausgestattet. Wie lange haben Sie an der Vorbereitung gearbeitet?
Sebastian Birkhahn: Das Projekt ist im Jahr 2010 gestartet und im März 2013 haben wir die Freigabe für die Kundennutzung gegeben.
novum: Wo liegt die besondere technische Herausforderung beim elektronischen Ticket als erstem elektronischen Service der PlusCard?
Sebastian Birkhahn: Wir bewegen uns in einem definierten Umfeld, dem sogenannten Kern Applikation-Standard, kurz KA-Standard. Dieser definiert technische Mindeststandards im eTicketing. Bisher wurden in Deutschland aber nur jene Teile der KA umgesetzt, die die Gültigkeit des Tickets prüfen, wie zum Beispiel bei Abonnements. Wir in Münster haben aber ein zeitbasierendes Ticket für die Kunden ermöglicht, das dennoch an das eTicket-Deutschland-System angebunden ist. Während des Lösens eines Tickets im Bus wird eine zeitliche Gültigkeit auf das Ticket geschrieben und diese später in einem zentralen System dokumentiert und verarbeitet. Hier liegt die technische Herausforderung, sie liegt in der Heterogenität der beteiligten Systeme. Viele Anbieter mit diversen Lösungen mussten integriert werden. Das betrifft Systeme für die Abrechnung, die Verwaltung und das Beschreiben der Karten, aber auch die mobile Technik in den Bussen.
novum: Die Integration unterschiedlicher Systeme ist aber doch an und für sich nichts Ungewöhnliches?
Sebastian Birkhahn: Das ist richtig. Wir haben es aber mit einer Besonderheit zu tun: In der Vergangenheit mussten die meisten der jetzt beteiligten Systeme nicht technisch miteinander gekoppelt werden. Sie hatten ihre Aufgaben und funktionierten nebeneinander. Es gab keine technische Plattform, die für alle Beteiligten gilt und auf der alles zusammenläuft. Diese haben wir in Münster jetzt erstmals geschaffen.
novum: Dann stand am Anfang die Konzeption?
Sebastian Birkhahn: Richtig. Genau an dieser Stelle haben die Stadtwerke Münster und noventum ihre Zusammenarbeit begonnen. Sie haben gemeinsam eine technische Konzeption für die PlusCard erstellt, Prozesse aus technischer Sicht beschrieben und ein Systembild gezeichnet.
novum: Was kam nach der Konzeption?
Sebastian Birkhahn: Nach der Konzeption kam die Umsetzung. Hier ging es zunächst darum, die Verteilung von notwendigen Daten – wie zum Beispiel die lokalen Verkehrstarife – auf unterschiedliche Systeme, etwa Lesegeräte, zu ermöglichen. Jede „Ticket-Buchung“ der Kunden muss in die Systeme zurückgemeldet werden. Dazu ist es erforderlich, dass das gebuchte Ticket auf der Karte von allen Endgeräten auf dieselbe Art gelesen und mit demselben Ergebnis geprüft werden kann. Notwendig war also eine gemeinsame Schnittstellenarchitektur für die vielen heterogenen Systeme. Der Datenaustausch von System zu System ist so vielschichtig organisiert wie die beteiligten Systeme selbst.
novum: Wie steht es mit dem Datenschutz?
Sebastian Birkhahn: Der Datenschutz hat grundsätzlich höchste Priorität bei den Stadtwerken. Dementsprechend auch bei der PlusCard. Es geht um Kundendaten und darum, dass unsere Kunden nachvollziehbare Rechnungen bekommen, also auch klar sehen, welche Leistungen sie in Anspruch genommen haben. Folglich mussten alle beteiligten Systeme zu einem gekapselten Gesamtsystem zusammengeführt und gleichzeitig eine Datenintegrität gewährleistet werden. Dabei ist eine eigene virtuelle Umgebung zentrale Voraussetzung, um die Datenschutzvorgaben erfüllen zu können. Diese haben wir erfolgreich etabliert.
novum: Was ist nach Ihrer Erfahrung der wichtigste Lernschritt, den Sie getan haben und den auch Nachahmer beherzigen sollten?
Sebastian Birkhahn: Multifunktionalität in zentralen technischen Systemen bedarf einer großen Konsolidierungs- und ggf. Vereinheitlichungsanstrengung. Und hier ist unsere PlusCard ein Pilotprojekt. Es geht darum, größere Zusammenhänge zu sehen bzw. herzustellen. Ein professionelles Releasemanagement, das früher so gar nicht nötig zu sein schien, ist für die neue Systemlandschaft unabdingbar. Dazu zwingt uns nicht zuletzt die systematische Verknüpfung mit CRM- und SAP-Komponenten, die ja auch in die PlusCard-Landschaft hineinwirken. Wir betrachten unsere Kunden heute aus einer ganzheitlichen Perspektive und nicht isoliert als Energie- oder Verkehrskunde.
novum: Vielen Dank für das Gespräch.
noventum consulting GmbH
Münsterstraße 111
48155 Münster